Kulturwissenschaftliche Übung II
Literarische und kulturelle Praktiken der Frankophonie. Theoretische und historische Perspektiven
Diese kulturwissenschaftliche Übung untersucht die verschiedenen Aspekte des Frankophonen und dessen Gebrauch in sprachlichen, visuellen und literarischen Kontexten. Ausgangspunkt ist die Frankophonie in einem breit linguistischen Sinne als Verwendung der französischen Sprache, sei sie dauerhaft exklusiv monolingual, sprachgeschichtlich verankert, oder diversifizierend in mehrsprachigen Konstellationen, selektiv und partiell, oder sei sie singulär eingesetzt, assoziativ und arbiträr. Vor allem dem unterschiedlichen Gewicht des Französischen und seiner Verbreitung als Kolonialsprache, als Weltsprache, als Exilsprache sowie als Prestige- und Kultursprache soll damit Rechnung getragen werden. Ausgegangen wird auch von der neueren Entwicklung in der Verschiebung der Definition des Frankophonen, die nun das Französische inkludiert, und es nicht länger als Appendix in dessen Ergänzung aufgefasst, um ein Französisch innerhalb von einem Französisch außerhalb von Frankreich zu unterscheiden. Wichtiger Bestandteil der Übung wird daher auch der Blick in die Geschichte der Frankophonie, ihrer Protagonisten und ihrem Selbstverständnis unter den Bedingungen verschiedener territorialer, kultur- und geopolitischer Situationen sein.
Über die sprachliche Verwendung des Französischen hinaus sollen auch Aspekte einer "francophonie culturelle" thematisiert werden, die sich in frankophilen Interessen wie der Aufmerksamkeit für das französische Chanson oder den französischen Film ausdrücken und keine sprachlichen Kenntnisse des Französischen voraussetzen. Der Kurs will insbesondere die theoretischen Debatten frankophoner Literaturen seit dem Ende des 20. Jahrhunderts nachvollziehen, in denen wichtige Argumente und Begrifflichkeiten vorgeschlagen wurden.
Die Übung kann unter anderem je nach Sprachkompetenzen der Teilnehmer.innen in beiden Sprachen auf Deutsch und auf Französisch stattfinden.
Literatur: Ursula Reutner (Hrsg.): Manuel des francophonies, Berlin 2017; Tamatoa Bambridge (Hrsg.): Francophonie et mondialisation, Paris 2004; Albert Camus: "L'hôte", in: L'Exil et le Royaume, Paris 1957; Aimé Césaire: Discours sur le colonialisme, Paris 1950; Assia Djebar: La disparition de la langue française, Paris 2003; Theodor Fontane: Der Stechlin, Berlin [1899] 2001; Georges-Arthur Goldschmidt: Un jardin en Allemagne, Paris 1986.
Der Kurs findet digital via zoom statt und beginnt mit dem ersten meeting am 03.11.2020 zur üblichen Kurszeit. Die Codes für die Einwahl gehen kurz zuvor durch den Verteiler der auf HISinOne eingetragenen Teilnehmerlinnen des Kurses. Der Kurs wird in der Regel mit einem Essay abgeschlossen (3 ECTS oder 4 ECTS). Die Frist der Abgabe der Essays ist der 12. März 2021.